ZEIT Online: Diversität in Schulen: Sexualität interessiert alle – Macht was draus!
Mehr als 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler in einer Studie der Evangelischen Schulstiftung gaben an, nicht heterosexuell zu sein. Das zeigt: Sexualität betrifft alle und muss in Schulen mehr thematisiert werden. Doch wie gehen Schulen damit um?
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Erschienen in der Printausgabe
In einer von der Evangelischen Schulstiftung durchgeführten Studie gaben mehr als 20 Prozent der befragten Schüler an, sich nicht als heterosexuell zu identifizieren. Die Befragten im Alter zwischen 12 und 23 Jahren verteilten sich unter anderem auf bisexuell (7 %), homosexuell (3 %), asexuell (2 %) und unentschlossen (9 %). Trotz dieser Vielfalt bleibt das Thema Sexualität an vielen Schulen ein Tabu.
Sexualität – ein Tabuthema?
Willy Hanewald, 18 Jahre und Abiturientin am Archenhold-Gymnasium in Berlin, sagt: „Es ist total normal, wenn Mädchen bisexuelle Erfahrungen machen, aber Jungs behalten ihre heterosexuelle Männlichkeit.“ Sie spricht darüber, wie mangelnde Aufklärung dazu führt, dass die Norm „Mädchen lieben Jungs und umgekehrt“ bestehen bleibt, und fordert mehr Offenheit im Unterricht.
Der Unterricht bleibt oft oberflächlich
Laut der Studie wünschen sich viele Schüler mehr Gespräche über Themen wie Verhütung, sexuelle Gewalt, HIV und Beziehungen – und das nicht nur in Fächern wie Biologie oder Religion. Dennoch bleiben diese Themen oft unbehandelt. So schildert Hanewald, dass im Ethikunterricht zwar die Definition von Homosexualität genannt wurde, aber das Thema Outing oder der Umgang mit Diskriminierung ausgeklammert wurde.
Die Rolle der Lehrer und Eltern
Lehrer und Eltern spielen eine zentrale Rolle, wenn es um Aufklärung geht. Doch oft sind Lehrer unsicher, wie sie diese Themen ansprechen sollen. Lena Rohde, 15 Jahre alt, kritisiert, dass viele Schulen ein Klima schaffen, das es Schülern schwer macht, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen. Sie betont, dass es wichtig wäre, mehr offen homosexuelle Lehrer als Vorbilder zu haben.
Vielfalt und Lernerfolg
Thomas Moldenhauer, Schulleiter der Evangelischen Schule Berlin-Buch, sieht in der Thematisierung von sexueller Vielfalt eine Chance, die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler zu fördern. Er fordert, dass Diversität als feste Säule in den Lehrplänen verankert wird, um Schülern zu zeigen, dass jede Form von Lebensmodell respektiert wird.
Fazit
Die Studie zeigt, dass Schulen sich mehr mit dem Thema sexuelle Vielfalt auseinandersetzen müssen. Dies betrifft nicht nur die Aufklärung über verschiedene sexuelle Orientierungen, sondern auch den Umgang mit Vorurteilen und Mobbing. Die Schule als heteronormativer Raum muss sich öffnen, um allen Schülern eine sichere und wertschätzende Lernumgebung zu bieten.